Ragawerk
RÜCKBlick von Walter Brinklmann
Erwartungsvoll, neugierig, skeptisch, aber auch fragend erlebten wir unsere Besucher beim Einlass ins Deelenhaus vor einem weiteren Konzert in der Reihe unkonventioneller Musik wie vor den Auftritten von Los Pipos oder Jarbe. So hatte sich ein größerer Teil des Publikums bereits mit YouTube Filmen auf die Performance von Ragawerk vorbereitet und einige hatte etwas kritisch fragend den kühlen Sound der Videoproduktion angemerkt. Wir konnten sie beruhigen, ist doch das Deelenhaus Garant für eine warme und angenehme Akustik!
Kurzum, es war alles anders am Freitagabend in der eher wohligen Atmosphäre unseres Deelenhauses. Pünktlich um 19:30 betraten drei sympathische Herren plus sympathischer Dame die „Kleine Bühne“ und begannen umgehend den Klangraum des Clubs mit einem runden, angenehm klingenden Soundpaket zu füllen. Irgendwie neu und für einige auch ungewohnt, aber reizvoll. Salt Lassi hieß der Start-Track, was so etwas wie Buttermilch bedeutet, aber dazu später mehr.
Auf der Basis ihrer ausgezeichneten Rhythmusgruppe performten Max Clouth an der Gitarre und Paul Janoschka an Piano und Synthie. Ein Stück reichte ihnen, um das Publikum einzufangen. Hier wippende Köpfe oder Füße die dem straighten Groove von Vroni Frisch an den tiefen Saiten folgten, dort lehnte sich Publikum mit geschlossenen Augen zurück, um die Klangkaskaden des intensiven Gitarrenspiels von Max Clouth einzufangen: Ragawerk hatte gezündet! Aufmerksamkeit auch bei den technisch brillanten Parts von Paul Janoschka an Piano und UDO-Synthie. In der Liste fehlt noch der Drummer: Martin Standke, der studierte Jazzmusiker ist unheimlich vielseitig und unter anderem auch als Theatermusiker aktiv.
Wir erlebten ihn als sowohl technisch versierten Drummer mit prächtigem Groove, gepaart mit ständigen Improvisationsparts, die wie ein Melodieinstrument unverzichtbarer Teil des Ragawerksounds sind.
Die Ankündigung:
Das musikalische Konzept von Ragawerk ist ein Brückenschlag zwischen indischen Ragas und durch Elektronik und Krautrock inspirierten Jazz. Der indische Einfluss kommt durch den Gitarristen Max Clouth, der von 2009 bis 2012 in Indien gelebt und die indische klassische Musik studiert hat.
Um die speziellen, mikrotonalen Phrasierungstechniken des indischen Sarods oder der Vina auf einer Gitarre darzustellen, hat Max eine spezielle Doppelhalsgitarre entwickelt, die mit einem bundlosen sowie einem normal bundierten Hals ein großes Klangspektrum ermöglicht. Martin Standke bringt neben dem Schlagzeugspiel viele elektronische Samples mit in die Musik hinein, außerdem arbeitet die Band bei einigen Stücken mit dem aus der Drum & Bass Szene bekannten Kabuki am Modularsynthesizer.
Ursprünglich hatte Ragawerk geplant, dieses Album zur Hälfte in Indien aufzunehmen, da sie mittlerweile auch mit der international bekannten Sängerin Varijashree Venugopal aufgetreten sind. Aufgrund der Pandemie war die Zusammenarbeit leider nur via Internet möglich, trotzdem hat sich diese Gastmusikerin sehr organisch ins Klangbild eingefügt und den Sound bereichert.
Pressestimmen:
“Face In The Sky fires jazz rock power chords into medieval raga, the electronics splintering like shattered stained glass.”*
Quelle: Financial Times UK
LINEUP:
Max Clouth, Gitarre
Martin Standke, Schlagzeug, Samples
Georg Boeßner, Keyboard
Vroni Frisch, Bass